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Die Vermessung des Mondes

Erster Vortrag von Wolfram Dolz am 5. Februar 2020 um 18:00 Uhr

Die genaue Vermessung des Mondes durch Wilhelm Gotthelf Lohrmann zu Beginn des 19. Jahrhunderts – ein Meilenstein auf dem Weg zur ersten Mondlandung vor 60 Jahren.
Im Vortrag wird der Bogen von den ersten Mondkartierungen durch Galileo Galilei 1610, Johannes Hevelius 1645 und weiteren Astronomen des 18. Jahrhunderts bis zur Mondkarte von W. G. Lohrmann von 1836 gespannt. Im Mittelpunkt stehen die Geräte und Methoden der Vermessung der Mondoberfläche durch den Dresdner Kartographen. Auf Grund seiner Ausbildung als Vermesser und Kartograph war Lohrmann in der Lage, die Methoden der terrestrischen Landvermessung und Kartierung auf die Vermessung des Mondes anzuwenden. Für seine Fernrohre bestellte er die besten Linsen seiner Zeit, die von Fraunhofer in München hergestellt wurden. Die ersten vier Kartenblätter ließ Lohrmann 1824 im Kupferstich drucken. Sie zeichnen sich durch hohe Genauigkeit und eine anschauliche Darstellung des Reliefs aus, so dass man sogar die unterschiedliche Hangneigung der Kraterabhänge auf dem Mond ablesen kann. Hierfür entwickelte Lohrmann eine besondere Hangneigungsskala mit sogenannten Schraffen. Je steiler die Hänge, um so dichter wurden die Schraffen gezeichnet. Im Jahre 1836 waren die zeichnerischen der 25 Kartenblätter beendet. Die Originalzeichnungen führte Lohrmann mit Bleistift vor dem Fernrohr aus. Da Lohrmann 1840 starb, geriet der komplette Druck der Sektionen ins Stocken. Erst 1878 wurde Lohrmanns Karte in 25 Sektionen von Julius Schmidt, Direktor der Sternwarte Athen, in Leipzig herausgegeben. Die Einzelblätter konnten zu einer Gesamtkarte mit einem Durchmesser von 3 Pariser Fuß also 94,7 cm zusammengesetzt werden. Aufgrund der Ausmessbarkeit vieler Details auf dem Mond, war diese Karte auch für die moderne Astronomie bzw. Raumfahrt noch interessant.  Eine abschließende Würdigung Lohrmanns erfolgte 1935 durch die Internationale Astronomische Union IAU, indem sie einen Einschlagkrater nach ihm benannte. Der Krater hat einen Durchmesser von 35 km und eine Tiefe von 1.310 m.

Lohrmann-Karte von 1824 

 

Das Universum der Globen im Dresdner Zwinger

Zweiter Vortrag von Wolfram Dolz im Rahmen des Offenen Beobachtungsabends am 6. Februar 2020 um 20:00 Uhr

Die Basis für die Dresdner Globensammlung schuf Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) mit seiner 1560 gegründeten Kunstkammer. Für diese erwarb er den sogenannten „Arabischen Himmelsglobus“ aus dem 13. Jahrhundert, der zu den ältesten Globen der Welt gehört. Historische Erdgloben spiegeln den Stand der Entdeckung der Welt zur Zeit ihrer Entstehung wider. So werden im Vortrag die Globen des Nürnberger Gelehrten Prätorius aus dem Jahre 1568 und des Amsterdamer Kartografen Joan Blaeu von 1645 in einer Computersimulation vorgestellt. Die Faszination der Dresdener Sammlung besteht in der Vielfalt außergewöhnlicher Globen. Dazu zählen zum Beispiel ein mechanischer vergoldeter Himmelsglobus aus Augsburg, ein seltener Marsglobus oder ein großer Mondglobus, der die Gebirge und Täler mit seinem ausgeformten Relief plastisch widerspiegelt. Entsprechend des fürstlichen Charakters der Sammlung wird im Vortrag vor allem auf die repräsentativen Globen vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhundert eingegangen. Zur Sammlung gehören jedoch auch Exponate, die als Lehrmittel verwendet wurden.

  Himmelsglobus Arabischer Himmelsglobus

Der Referent:
Dipl.-Ing. Wolfram Dolz ist seit 1984 Oberkustos der Sammlungen Globen und geodätische Instrumente bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im  Mathematisch-Physikalischen Salon und studierte von 1979 bis 1984 Kartographie an der Technischen Universität Dresden.
Von ihm liegen zahlreiche Publikationen zur historischen Kartographie und Geodäsie vor. Er ist Mitglied in zwei Fachkommissionen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie und seit 2010 Vizepräsident der Internationalen Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde.